Die Körper-Übungen bieten ein breites Übungsfeld.
Jede Yoga-Haltung (asana), Bewegung, jede Form sind Sinnbilder des Lebens, und sie tragen Gesetzmäßigkeiten und Merkmale in sich, die der Mensch in seiner Individualität trägt. Der Übende sucht mit der Ausführung einer Bewegung eine bewusste Beziehung zu diesen Sinnbildern auf. Die Aufmerksamkeit wird auf das geistige Sinnbild, auf das seelische Merkmal oder auf den körperlichen Ausdruck der Yoga-Haltung gelenkt, verbunden mit einer erhöhten Wahrnehmung. Diese vermittelt ihm einen Eindruck und im Zusammenhang mit der Bewegung lernt der Übende den sich vorgestellten Sinngehalt empfinden.
Was in der Vorstellung und Empfindung geschaffen ist, kann unter Betätigung des Willens in die Ausgestaltung der Körperübung umgesetzt und ausgeformt werden. Wir lernen die Idee der asana entdecken und schließlich durch den Körper lebendig zu machen. Damit entdecken wir unser schöpferisches Potential. Die körperliche Ausführung wird dadurch leicht und die Freude an der Bewegung unterstützt. Bei dieser gedanklichen und empfindungsreichen Beziehung zur asana beleben wir die Sinne und es können sich feinere Wahrnehmungen für sich selbst und für die Außenwelt entfalten.
Wir erweitern die körperlichen Möglichkeiten, beleben die Organe und entfalten die Gedankenkraft und die Empfindungsmöglichkeit. Das Alltagsleben wird mit neuer, verfeinerter Willenskraft und Stabilität erfüllt und wir lernen auf freie Weise den Verhältnissen und Anforderungen des Daseins zu begegnen. Aus der Beziehungsgestaltung werden heilsame Wirkungen und neue Lebenskräfte erzeugt. Gerade auch die Freude an der Beziehung und an der Fähigkeit, Neues zu schaffen wirkt belebend. Nicht die Technik sondern der Mensch steht an erster Stelle mit seiner schöpferischen Kraft.
In dieser Yoga-Übungsweise wird eine freie Atmung geschult. Sie ist ein Ausdruck eines freien Bewegungslebens. Wenn die Atmung im Rhythmus und in der Intensität frei zugelassen wird, dann können sich die seelischen Kapazitäten, also das Gedankenleben, die Empfindungen und der Wille, freier entfalten und somit ist die Handlungsmöglichkeit, die sich auch bei der Bewegung in den Körperübungen ausdrückt, auf freiere Weise nutzbar.
Beispiele:
"das Dreieck“
trägt ein Merkmal von Weite.
Mit der Seitwärtsdehnung erleben wir die Koordination von Spannkraft und Entspannung. Aus einer Stabilität im Stand und einer zentrierten Dynamik in der Körpermitte, entfaltet sich ein Gelöstsein im oberen Bereich (Schultern, Nacken, Kopf) und ein leichtes und freies Hinausgleiten der Arme wird möglich. Die Wirbelsäule wird belebt und die Atmung weit. Die Asana vermittelt Weite und regt uns an in der Beziehungsfähigkeit nach außen.
"der Halbmond“
regt das Erleben von Loslösung und Offenheit an. Er zeigt ein weiches und empfindsames Einsinken des Unterkörpers zum Boden und gleichzeitig als Gegenbewegung eine dynamische Durchstreckung des Rückens und Öffnen des Brustkorbs in den Raum. Die Loslösung und die Offenheit bedingen einander.
"der stehende Halbmond"
vermittelt ein zentriertes und leichtes Körpergefühl
"die Balancehaltung "
ist auf den Herzbereich ausgerichtet und steht für Ausgleich und Harmonie, repräsentiert zuversichtliche Heiterkeit des Herzens, das sich über Widrigkeiten hinwegzusetzen vermag
in "der Kopf-Knie-Stellung"
regen wir die Stoffwechselkraft an und trainieren den Umgang mit den Willensverhältnissen und der Ausdauer
"die Stehende Kopf-Knie-Stellung" wird befreiend erlebt, wie ein Schritt aus sich selbst heraus, mit dem Oberkörper, bei gleichzeitiger Sammlung nach innen in die Beine und untere Rückenregion
"der Zehenspitzenstand"
vermittelt innere Ruhe und Zentrierung im Herzen
im "halben Drehsitz" (einfache Version)
mit der aufgerichteten Drehung lebt die Qualität einer gedanklichen Übersicht über die Verhältnisse, in denen man sich befindet und einer Klarheit im Kopf
"die schiefe Ebene"
verdeutlicht eine bewusste Willenshandlung und trainiert eine frei verfügbare Entschlossenheit und Entscheidungsfreude.
Das was wir im Yoga lernen, kann auf andere Lebensbereiche angewandt werden, im Berufsleben, im sozialen Leben, sei es in der Pädagogik, in einem Handwerk, in der Freizeit, beim Sport, in Naturbegegnungen, oder wo immer wir mit Menschen oder Materie zu tun haben.